Biographische Daten
Paul Erdös
Geboren: 26. März 1913 in Budapest
Gestorben: 20. September 1996 in Warschau
Paul Erdös stammte aus einer jüdischen Familie. Seine Eltern waren Mathematik-Lehrer und machten ihn zuerst mit diesem Gebiet bekannt. Seine beiden Schwestern starben an Scharlach wenige Tage vor seiner Geburt. Dadurch entwickelten seine Eltern einen übertriebenen Beschützerinstinkt, aus dem heraus er in seinen jungen Jahren von der Schule ferngehalten und stattdessen von einem Hauslehrer unterrichtet wurde.
Trotz des damaligen Antisemitismus in Ungarn konnte Erdös ab 1930 die Universität P\'azm\'any P\'eter in Budapest besuchen, nachdem er sich bei einem landesweiten Examen ausgezeichnet hatte. 1934 promovierte er und ging als Post-Doc nach Manchester. Seine jüdische Abstammung war der Hauptgrund, Ungarn zu verlassen. Er traf Hardy und Ulam, mit dem er Freundschaft schloß. 1938 erhielt er ein Fellowship in Princeton.
Ab diesem Zeitpunkt widmete sich Erdös ausschließlich der Suche nach guten mathematischen Problemen und ihrer Lösung. Im Wesentlichen war er ein Problemlöser und kein Schöpfer von Theorien. Am meisten wurde er von Problemen aus der Kombinatorik, Graphentheorie und Zahlentheorie angezogen. Er wollte jedoch nicht nur Probleme lösen, sondern er suchte möglichst elegante und elementare Lösungen. Zudem sollte ein Beweis Einsicht liefern, warum der Satz wahr ist, und nicht nur eine formal-logisch korrekte Abfolge von Schlüssen sein.
1949 fand Erdös zusammen mit Selberg einen elementaren Beweis des Primzahlsatzes (d.h. ohne Benutzung von Hilfsmitteln aus der Funktionentheorie), der aber im Gegensatz zum 1896 gefundenen analytischen Beweis von Hadamard und de la Vall\'ee-Poussin keine Einsicht in die Natur dieses Satzes liefert. 1951 erhielt Erdös den Cole-Preis der AMS für seine Arbeiten in der Zahlentheorie, und insbesondere für diesen elementaren Beweis.
1943 bewarb sich Erdös um eine Anstellung beim Atombombenprojekt in Los Alamos. Da er bei den Gesprächen nicht ernsthaft genug sein Interesse für das Projekt darstellte und seinen Wunsch äußerte, nach Ende des Krieges nach Budapest zurückzukehren, erhielt er keine Anstellung. Er arbeitete danach auf Teilzeitbasis an der Purdue University.
1948 konnte er nach Ungarn zurückkehren und sah die überlebenden Mitglieder seiner Familie wieder. Danach reiste er regelmäßig zwischen England und Amerika, bevor er 1952 einen Zeitstelle an der Universität von Notre Dame annahm. Hier konnte er kurzfristig seine Pflichten beiseitelegen und reisen, wann immer er wollte. Er brachte es aber nicht über sich, eine permanente Stelle mit den gleichen Möglichkeiten anzunehmen. Als er 1954 von einer Konferenz in Amsterdam in die USA zurückkehrte, wurde dort auf McCarthys Betreiben Jagd auf Kommunisten gemacht, wobei jeder solange als verdächtig galt, bis er das Gegenteil bewiesen hatte. Aufgrund seiner naiv-ehrlichen Antworten bei der Befragung durch die Einwanderungsbehörde wurde Erdös die Einreise verweigert.
Die nächsten zehn Jahre verbrachte Erdös größtenteils in Israel. Nach vielen Anträgen wurden ihm 1963 ein Visum für die USA ausgestellt. Zu diesem Zeitpunkt reiste Erdös jedoch schon permanent von einer Universität zur nächsten und vom Heim eines Mathematikers zum nächsten. Aus seiner Zusammenarbeit mit Ronald Graham ergab sich, daß dieser permanent ein Zimmer in seinem Haus für Erdös reservierte, wo er wohnen konnte, wann immer es ihm beliebte und wo auch seine Papiere aufbewahrt wurden.
1983 erhielt Erdös den Wolf-Preis. Da sein Lebenstil wenig kostete, spendete er sein Leben lang den größten Teil seines Einkommens, um Studenten zu helfen oder um Preise für von ihm gestellte Probleme auszusetzen.
Literatur: [4]