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Konfidenzintervalle und Hypothesentests

Konfidenzintervalle und Hypothesentests

Konfidenzintervalle

Eine kleine Partei

Kleine Parteien interessieren sich vor der Bundestagswahl vor allem dafür, ob der aktuelle Wähleranteil über 5% liegt. Für diese Fragestellung können wir jedoch kein passendes Konfidenzintervall der Form I = [5% ; \(\infty\) [ angeben. Wir bestimmen also erst einmal ein symmetrisches Konfidenzintervall wie bisher.

Mit dem Applet, dass du schon auf Seite 9 kennengelernt hast, kannst du ausprobieren, bei welchem Wähleranteil h das Konfidenzintervall die 5%-Hürde als untere Grenze enthält, und damit der Wähleranteil bei mindestens 5% liegt. Als Konfidenzwahrscheinlichkeit fordert die Partei 1 - \(\alpha\) = 90%.

Wie viele Wähler müssen bei einer Befragung von n = 1000 zufällig ausgewählten wahlberechtigten Personen mindestens für die Partei stimmen, damit das 90%-Konfidenzintervall einen Wähleranteil unterhalb der 5%-Hürde nicht zulässt?

Die Befragung muss mindestens h =   ergeben.

gegeben:
 n   1000 
 1-   90 % 
 Verteilung   Binomial 
 Konfidenz-
intervall 
 [50, ...] 
gesucht:
 h   

Da dieses Verfahren die Frage der Partei noch nicht exakt beantwortet, werden wir nun ein Konfidenzintervall der Form I = [5% ; \(\infty\)[ bestimmen. Zur Herleitung eines solchen Intervalls müssen wir uns an die Konstruktion von Konfidenzintervallen erinnern.

Mehrfachnennungen sind möglich

Wir haben ein 90%-Konfidenzintervall so konstruiert, dass ...

Die Idee

Ein 90%-Konfidenzintervall liegt doch auch dann vor, wenn die eine Intervallgrenze mit einem Fehler von 10% bestimmt wird und die andere Grenze offen bleibt und damit fehlerfrei ist. Da die Partei nur wissen möchte, ob der Wähleranteil wenigstens 5% beträgt, ist für sie schließlich nur die untere Intervallgrenze interessant.

Für jeden Anwender ein passendes Konfidenzintervall

Interessiert man sich für die Konfidenzwahrscheinlichkeit ober- bzw. unterhalb eines Wertes der Zufallsvariablen, so bestimmt man ein einseitiges Konfidenzintervall.
Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit für die Überwindung der 5%-Hürde

Interessiert man sich hingegen für einen Bereich, so bestimmt man ein zweiseitiges Konfidenzintervall.
Beispiel: Die Angabe eines Schätzbereiches für den Wähleranteil

Eine bekannte Aufgabe

Wie berechnet man zu einer Stichprobe vom Umfang n mit Stichprobenmittel h ein einseitiges Konfidenzintervall für den unbekannten Erwartungswert n·p zu der Konfidenzwahrscheinlichkeit 1 - \(\alpha\)? Wähle die entsprechende Gleichung für den Mindestwert \(p_u\) bzw. den Höchstwert \(p_o\) aus:

Approximiert man nun analog zu den zweiseitigen Konfidenzintervallen die Binomialverteilung durch die Normalverteilung, so ergibt sich folgende Berechnungsvorschrift:

Die einseitigen Konfidenzintervalle [h-d ; \(\infty\)[ und ]-\(\infty\) ; h+d] für \(\mu = n \cdot p\) besitzen die Konfidenzwahrscheinlichkeit
\(1 - \alpha = P(\mu \in [h-d; \; \infty[) = P( \mu \in ]- \infty; \; h+d]) \approx \Phi(\frac{d}{\sigma})\)

Daraus folgt:
\(d \approx \Phi^{-1}(1 - \alpha) \cdot \sigma\)

Runde die Dezimalwerte auf 2 Nachkommastellen.

Nachkommastellen werden durch einen Punkt getrennt.

Stelle dir die oben erwähnte Tabelle zusammen:

1 - \(\alpha \)     99% 95% 90% 50%
 
\(\Phi^{-1}(1 - \alpha / 2)\) 2.58 1.96 1.65 0.68
 
\(\Phi^{-1}(1 - \alpha)\)        

Im Fall der Binomialverteilung wird die Standardabweichung
\(\sigma = \sqrt{n p (1 - p)}\)
auch hier wieder geschätzt, indem man für den unbekannten Wert p die relative Trefferanzahl der Stichprobe \(\frac{h}{n}\) einsetzt.

Im Fall der Approximation beliebig verteilter Zufallsvariablen durch die Normalverteilung ist wie bei den zweiseitigen Konfidenzintervallen für \(\sigma\) die Standardabweichung der Stichprobensumme einzusetzen.

Mit dem folgenden Applet kannst du einseitige Konfidenzintervalle bestimmen:

Einseitige Konfidenzintervalle bei Stichproben

Zum Applet    In der Voreinstellung wird ein einseitiges 90%-Konfidenzintervall für den Wähleranteil einer Partei bestimmt, für die bei einer Umfrage unter 1000 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten 63 Personen gestimmt haben.    Beispielwerte:

gegeben:

 1-   90 % 
 h   63 
Verteilung   Binomial 
 n   1000 
gesucht:
 einseitige Konfidenz- intervalle   

Bitte nachprüfen

Unter Verwendung eines einseitigen Konfidenzintervalls kann die Partei sogar schon ab einem Stichprobenergebnis von 60 Wählern mit einer Konfidenzwahrscheinlichkeit von 90% davon ausgehen, dass ihr Wähleranteil bei mindestens 5% liegt. Erst damit hat man die Frage richtig beantwortet.

Zur Erinnerung: Bei der Betrachtung eines zweiseitigen 90%-Konfidenzintervalls erhielt man als Antwort 63 Parteianhänger. Unter Anwendung des passenden Verfahrens könnte die Partei damit sogar davon ausgehen, dass der Wähleranteil mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% bei mindestens 5,3% liegt.