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Kurven

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Das Taylor-Polynom

Erstes Taylor-Polynom

Man erkennt an den Beispielen, daß der Graph des ersten Taylor-Polynoms die Tangente an den Funktionsgraphen im Punkt \((0,f(0))\) ist. Das gilt allgemein, denn das erste Taylor-Polynom ist

\begin{equation*}   T_1(x) = f(0)+f'(0)x , \end{equation*}

also ist der Graph von \(T_1(x)\) eine Gerade durch den Punkt

\begin{equation*}   (0,T(0)) = (0,f(0)) \end{equation*}

mit Steigung

\begin{equation*}   T_1'(0) = f'(0) . \end{equation*}

Zweites Taylor-Polynom

Das zweite Taylor-Polynom lautet

\begin{equation*}   T_2(x) = f(0)+f'(0)x+\frac{f''(0)}{2}x^2 . \end{equation*}

Sein Graph ist eine Parabel durch den Punkt \((0,f(0))\). Wegen \(T_1'(0)=f'(0)\) berührt die Parabel den Graphen von \(f(x)\) in diesem Punkt. Wir wollen jetzt \(R_2(x)\) abschätzen. Dazu fixieren wir \(x>0\) nahe 0 und berechnen das folgende Integral durch zweimalige partielle Integration:

\begin{eqnarray*}   \frac{1}{2}\int_0^x f'''(t)(x-t)^2\,dt    &=& f''(t)\frac{1}{2}(x-t)^2\Big|_0^x + \int_0^x f''(t)(x-t)\,dt \\    &=& -\frac{f''(0)}{2}x^2 + f'(t)(x-t)\Big|_0^x + \int_0^x f'(t)\,dt \\    &=& -\frac{f''(0)}{2}x^2 - f'(0)x + f(x) - f(0) \\    &=& R_2(x) . \end{eqnarray*}

Mit dieser Integraldarstellung des Fehlerterms kann man die Geschwindigkeit abschätzen, mit der \(R_2(x)=f(x)-T_2(x)\) gegen 0 konvergiert, wenn x gegen 0 geht. Ist die dritte Ableitung \(|f'''(t)|\) bei 0 durch \(C_3>0\) beschränkt, so gilt

\begin{equation} \label{200}   |R_2(x)| = \Big| \frac{1}{2}\int_0^x f'''(t)(x-t)^2\,dt \Big|    \le C_3 \int_0^x \frac{1}{2} (x-t)^2 dt    = \frac{C_3}{6} x^3 . \end{equation} (2)

Würde man das Gleiche für \(R_1(x)\) machen, so ergäbe sich

\begin{equation*}   |R_1(x)| \le \frac{C_2}{2} x^2 ,  \end{equation*}

wenn \(C_2>0\) eine Schranke für \(f''(t)\) ist. Da \(x^3\) nahe 0 viel flacher verläuft als \(x^2\) (Demonstration), schmiegt sich das zweite Taylor-Polynom \(T_2(x)\) viel besser an \(f(x)\) als das erste Taylor-Polynom \(T_1(x)\).

Berühr-Ordnung

Man sagt, daß sich die Funktionen \(f(x)\) und \(T_1(x)\) im Punkt \((0,f(0))\) von erster Ordnung berühren, da ihre 0-ten und 1-ten Ableitungen in 0 übereinstimmen. Ferner berühren sich \(f(x)\) und \(T_2(x)\) in \((0,f(0))\) von zweiter Ordnung, da ihre 0-ten, 1-ten und 2-ten Ableitungen übereinstimmen. Je höher die Berührordnung ist, desto besser wird im Allgemeinen die Approximation der einen Funktion durch die andere nahe des Berührpunkts sein.